Aktuelles,Blog Guggemol: Der Stahl-Opa aus Schweden

Guggemol: Der Stahl-Opa aus Schweden

Ich habe die Geschichte von Gustav Håkansson beim Besuch des Johanna Museums in Skurup in Schweden kennengelernt.

Gustav Håkansson ist ein Vater von zehn Kindern, Pensionär und begeisterter Radfahrer. Er war schon immer gerne mit seinem Velo unterwegs. Von Südschweden bis nach Lappland ist er schon gefahren.

Und so entschließt er sich, 1951 an dem legendäre Velorennen vom nordschwedischen Haparanda an der Grenze zu Finnland nach Ystad teilzunehmen. Gustav hat nicht viel Geld und so spart er sich das Zugticket und fährt die 100 km zum Startpunkt einfach mit seinem Fahrrad.

Stahlopa, erstellt mit ChatGTP

Aber er wird nicht zum Rennen zu gelassen. Mit seinen über sechzig Jahren ist er zu alt – so sagen es zumindest die Verantwortlichen. Aber das kann Gustav nicht aufhalten. Ganz frech bastelt er sich die Startnummer 0 und startet nach den jüngeren Teilnehmern. Zufällig entdeckt ihn ein Journalist, der ihn dann das Rennen über begleiten wird.

Bald liegt er weit zurück. Aber Gustav hat auch einen starken Willen und so radelt der Mann mit der Startnummer 0 einfach weiter, wenn die anderen in ihre Pausen gehen müssen oder sich nachts ausruhen. Höchstens ein oder zwei Stunden schläft er am Straßenrand und so verschafft er sich einen Vorsprung zu den anderen. Er wird zum Star der Herzen und der Medien. Schnell bekommt er auch einen Spitznamen: «Stålfarfar» (Stahl-Opa).

Am 7. Juli ist es dann so weit: Der krasse Außenseiter führt doch tatsächlich ein Velorennen quer durch Schweden über 1761 km an. Als er 700 Meter vor dem Ziel einen Platten erleidet, steigt Gustav vom Rad und schiebt es seelenruhig zum Ziel. Kurz vor der Ziellinie steigt er wieder auf und rumpelt als Sieger ein.

Natürlich hat er das Rennen nicht offiziell gewonnen, dafür die Herzen aller Schweden und Schwedinnen.

Er wird zum gefeierten Star. Er bekommt Fanpost und wird zum Vorbild für viele Ältere. Es gibt bald auch ein Bilderbuch über ihn und er tingelt als Sänger von frommen Liedern durch das Land. Dem Radfahren bleibt er treu. Mit 74 fährt er 4600 km von Schweden bis ins Heilige Land. Mit 101 Jahren verstirbt der Stahl-Opa.

Mich hat diese Geschichte nicht losgelassen, nachdem ich sein Fahrrad und die Bilder von ihm und seiner Frau im Museum entdeckt hatte. Ich muss immer noch schmunzeln und bin beeindruckt vom Willen dieses besonderen Menschen.

Eure Anja Bein