„Backbeginn November“ – so steht es in meinem alten Backbuch, das ich vor langer Zeit von meiner Mutter als junge Frau geschenkt bekommen habe. Das beste Backbuch aller Zeiten, immer noch unschlagbar. Fast alle Rezepte, jedenfalls die klassischen, habe ich hieraus entnommen. Wunderbar wird beschrieben, worauf es bei jedem einzelnen Grundteig ankommt und was man unbedingt beachten muss. Heute geht’s um das Weihnachtsgebäck, denn jetzt ist die Zeit gekommen, der November sogar schon wieder vorbei. Aber diese Überschrift des Kapitels Weihnachtsgebäck aus meinem Backbuch, diese zwei Wörter, die sind in meinem Kopf fest verankert und jedes Jahr, wenn der Erste das Thema anschneidet: …und, hast du schon angefangen zu backen?“, oder „…gestern habe ich die ersten Plätzchen gebacken…“, dann werfe ich gerne neunmalklug diese zwei Wörter ein und hebe meinen Zeigefinger, natürlich scherzhaft und ich erkläre mich auch gleich. Aber viele nicken dann weise und wissen sofort was ich meine. Das finde ich erfrischend. Also scheint es doch eine gut überlieferte Hausfrauenweisheit zu sein. Die KI im Google Search teilt mir mit, dass man im November mit dem Backen beginnt, damit man im Dezember Zeit für andere Dinge hat, Geschenke kaufen, Weihnachtsmarktbesuche, Freunde und Familie besuchen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Plätzchen nur 4-6 Wochen lagerfähig sind. Die Marmeladenplätzchen nur 2-4 Wochen. Denn wer kennt das nicht, endlich rückt Oma die Plätzchendose raus und dann sind sie hart…

Und warum backen wir überhaupt Plätzchen? Abgesehen davon, dass sie unglaublich lecker sind und jedes Diätstreben im Dezember zum Scheitern verurteilen? Die Kelten sind schuld und das Fest der Wintersonnwende in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember. Opferbrote aus Mehl und Honig in Tierformen wurden an Schnüren aufgehängt, um sich vor bösen Geistern zu schützen. Unser heutiger Brauch stammt aus der Zeit um 1850 herum, als reiche christliche Klöster Plätzchen für die ärmere Bevölkerung gebacken haben. Sie hatten die Mittel um edle Gewürze wie Zimt und Kardamom zu erwerben. So konnten Sie den Menschen in der Vorweihnachtszeit die Wartezeit auf die Geburt Jesu versüßen.
Ich persönlich habe es noch nie geschafft im November zu backen und auch dieses Jahr wurde es wieder nichts. Bald geht’s aber los mit der Weihnachtsbäckerei und dann mache ich diese eine Plätzchenart, die alle lieben und die immer gelingt: Husarenkrapferl. Und natürlich ist das Rezept aus meinem alten Backbuch. Und jetzt bin ich sogar beruhigt, denn die kommen mit Marmelade und jetzt wissen wir ja, die sind maximal 4 Wochen haltbar. Und wem versüße ich damit die Wartezeit? Und wem ihr?
Eure Antje Haug
