von Anja Bein und Christoph Krauth
Anja Bein berichtet:
Ich war ja zum ersten Mal in Westpapua. Schon die lange Anreise war ein Abenteuer für mich. Und dann das Land dort: die so andere Landschaft und die Herzlichkeit der Menschen zu erleben, war überwältigend. In manchen Situationen musste ich mich kneifen, um sicher zu sein, dass ich wirklich da war.
Mich hat so vieles beeindruckt. Aber am meisten die Freude am Glauben, den die Gemeindeglieder ausstrahlen. Es wird gesungen, getanzt und gebetet. Zum Gottesdienst haben viele ihre Bibel aufgeschlagen, um die Predigt besser nachvollzuziehen. Gemeindeleben ist auch immer gekoppelt mit sozial-diakonischem Engagement. Nach dem Gottesdienst wird zusammen gegessen. Viele Gemeinden bieten auch Kurse zur Ernährung und Gesundheit an. Oder unterhalten ein Internat für Schüler*innen oder einen Kindergarten.

Aber die Welt und die Bedingungen in Westpapua verändern sich. So sind neue Diakoniefelder der Kirche in Papua nun das Engagement Straßenkinder, die es bisher nicht gab. Senioren und auch Menschen mit Behinderungen werden zum Teil nicht mehr in den Familien versorgt und es entstehen neue Einrichtungen. Glaube heißt Verantwortung für die Schwächsten zu übernehmen, hier in Deutschland und eben auch in Papua.
Gemeinsam sind wir in Gottes Liebe geborgen und als Schwestern und Brüder können wir uns unterstützen; durch Austausch und Gebet. Ich nehme viel mit aus Papua. Ich fühle mich nun stärker verbunden mit denen, die ich treffen durfte.
Christoph Krauth berichtet:
Für mich war es nicht die erste Reise nach Papua. Ganz im Gegenteil. Papua ist für mich schon zu einem zweiten zu Hause geworden. Bei jeder Reise treffe ich Menschen, die ich schon kenne. Zu manchen von ihnen besteht schon seit Jahren eine lebendige Beziehung, andere bezeichne ich auch gerne als meine Familie am anderen Anfang der Welt.
Und so war es etwas ganz Besonderes für mich, als ich am Pfingstsonntag Gottesdienst in der Gemeinde Sion Mambui feiern durfte. Das ist die Gemeinde, in der ich 2013 die längste Zeit meines Spezialvikariats verbracht habe. Nun wurde ich gefragt, ob ich die Predigt an Pfingstsonntag halten möchte. Natürlich habe ich sofort zugesagt, wenngleich das auch immer eine große Herausforderung ist, in einer anderen Sprache zu predigen. In der Predigt ging es darum, in Verbindung zu bleiben, auch wenn man sich nicht sieht. So, wie Jesus seinen Jüngern den Heiligen Geist als Verbindung schenkt, bleiben auch wir als Christ*innen in der einen Welt in Verbindung. Gottes Geist hilft uns dabei, die Grenzen von Sprache und Kultur zu überwinden.
Wie wahr das ist, konnte ich dann schon beim Einzug in die Kirche spüren. Geschmückt mit einer traditionellen Krone, im Papua-Talar und mit Stola gekleidet, sind wir zum Trommelklang in die Kirche eingezogen. Feierlich war das. Und für mich äußerst emotional. Die Nervosität war deutlich spürbar. Und Freude. Mit Tränen in den Augen bin ich nach vorne gelaufen. So intensiv war die Verbindung zu den Geschwistern in diesem Moment.

Ein anderer spiritueller Höhepunkt war gleich zu Beginn der Reise das Gespräch mit den Vertreter*innen des Menschenrechtsbüros unserer Partnerkirche. Sie wurden gefragt, was sie motiviere, diese schwierige Arbeit zu machen, bei der sie tagtäglich mit Gewalt konfrontiert sind und oft genug auch Ohnmacht erfahren. Zwei Antworten sind mir in Erinnerung geblieben: Eine Dame sagte: „Nur ein Wort: Jesus“. Und eine andere antwortete: „Damit die ganze Schöpfung die Schönheit und Liebe Gottes erkennt“. Das hat mich tief beeindruckt. Dass die beiden Frauen trotz aller Anfeindung, allem Hass, aller Ohnmacht so fest in ihrem Glauben gegründet sind. Und dass dieser Glaube die Motivation ihres Handelns ist.