Fünf Jahre in der pfälzischen Landeskirche
Lieber Changhwan, fast genau fünf Jahre bist du als ökumenischer Mitarbeiter bei uns im MÖD gewesen. Nun müssen wir dich und deine Frau Sooyoun Lee zum Jahresende verabschieden. Wie geht es dir, wenn du zurückschaust?
Es ist kaum zu fassen, dass meine Frau und ich nun schon fast fünf Jahre hier sind. Wir sind sehr dankbar für die Gnade Gottes, die uns hierhergeführt und während dieser fünf Jahre begleitet hat. Ich werde niemals die Unterstützung und Gebete vieler Menschen aus Korea vergessen, ebenso wenig wie die herzliche Hilfe und Freundlichkeit meiner Kollegen hier in dieser Zeit. Vor allem bin ich dankbar, dass ich trotz der Corona-Pandemie und des Lebens in einem fremden Land gesund bleiben konnte. Ich habe so viel über die Kirche der Pfalz und die deutsche Kirche lernen, sehen und erleben dürfen.
Dein Start damals war ja etwas holprig …
Der Weg hierher war für mich nicht einfach. Ich war zu der Zeit bereits relativ alt, musste meine Pfarrstelle plötzlich aufgeben, und meine Frau musste ebenfalls ihren Lehrerberuf aufgeben. Es war eine schwere Entscheidung für mich und meine Frau hierher zu kommen. Und wir haben danach oft gezweifelt, ob es der richtige Schritt war, mit fast 60 Jahren hierher zu kommen.
März 2020 – ihr habt quasi die letzte Flugverbindung von Seoul nach Deutschland bekommen.
Ja, diese Herausforderung der weltweiten Corona-Pandemie war für uns eine Belastung. Fast drei Jahre lang war es uns nicht möglich, ein normales Leben zu führen. Auch im MÖD und in der Kirchengemeinde, der wir zugewiesen wurden, waren normale Treffen und Versammlungen kaum möglich. Im Laufe der Zeit fiel es mir schwer zu unterscheiden, was Teil des normalen Alltags war und was durch die Corona-Situation bedingt war.
Deutsch lernen stand für dich zunächst auf der Tagesordnung. Wie war das für dich mit der Sprache?
Während der Corona-Zeit konnte ich kein Deutsch im direkten Kontakt lernen, weshalb ich auf Online-Kurse zurückgreifen musste. Das brachte natürlich viele Einschränkungen mit sich. Tatsächlich hatte ich gedacht, dass Englisch in der missionarischen Arbeit ausreichen würde, aber für offizielle Besprechungen und die Kommunikation war immer Deutsch erforderlich. Ich hatte oft ein schlechtes Gefühl, weil ich nicht gut genug Deutsch sprechen konnte. Auch in der Kirchengemeinde war es schwierig, mich intensiver in die Gemeindearbeit einzubringen. Gerne habe ich in Predigtdienste in verschiedenen Kirchengemeinden angenommen. Die Anfragen waren aber seltener, als ich erwartet hatte.
Dagegen waren deine Dienste in der koreanischen Gemeinde sehr gefragt.
Besonders für meine Frau, die kein Deutsch kann, war es gut, dass wir in die koreanische Gemeinde gehen konnten. Später habe ich begonnen, in anderen koreanischen Gemeinden zu predigen, die aufgrund von Besuchsreisen in Korea oder vakanten Stellen keine Prediger hatten. Ich musste sogar nach Wien in die koreanische Gemeinde reisen, um dort zu predigen.
Wenn du ein Fazit ziehst aus diesen fünf Jahren: Was nimmst du ganz besonders mit aus deiner Zeit in der Pfalz?
Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir das Lernen und Erleben der Geschichte der deutschen Kirche sowie der Besuch der Ursprungsorte der Reformation. Es war eine wertvolle Erfahrung, die Ursprünge des Protestantismus direkt zu erleben. Tatsächlich gab es große Unterschiede zwischen dem, was ich über die deutsche Kirche wusste und dem, was ich durch die praktische Arbeit dort erleben konnte. Ich habe das Gefühl, dass die koreanische Kirche vieles über die tatsächliche Situation der deutschen Kirche nicht weiß. Als ich hierherkam, hatte ich die persönliche Hoffnung, eine Antwort auf die Fragen zur Zukunft der koreanischen Kirche im Kontext des Rückgangs des westlichen Christentums zu finden. Ich glaube, ich habe zumindest einen Teil der Antwort gefunden.
Und wie geht es bei dir nun weiter, wenn du wieder in Südkorea bist?
Die koreanische Kirche unterscheidet sich in ihrem System erheblich von der deutschen Kirche. Ich muss nun, wenn ich nach Korea zurückkehre, selbst einen neuen Arbeitsplatz als koreanischer Pastor finden. In der Regel ist es eher schwierig, mit über 60 Jahren noch eine neue Pfarrstelle zu erhalten. Aber ich lege ich meine Zukunft in Gottes Hände. Er wird einen Weg für mich finden.
Ich werde die Erfahrungen und das Leben der letzten fünf Jahre hier nie vergessen und hoffe, dass ich diese wertvollen Impulse mit der koreanischen Kirche teilen kann.
Ich möchte mich noch einmal herzlich bei allen Mitarbeitern des MÖD bedanken!
Auch wir danken dir ganz herzlich für deine Mitarbeit und Bereicherung, lieber Changhwan! Viel Glück und Segen wünschen wir dir und deiner Frau für euren weiteren Weg! Gott sei mit euch!
Das Gespräch führten Christoph Krauth und Thomas Borchers