Für meinen Schwiegervater war Löwenzahn ein Feind in seiner Wiese. Ich sehe ihn noch mit einem Stecheisen jedem kleinen Löwenzahnpflänzchen zu Leibe rücken. Denn: Hat er sich erstmal eingenistet und seine Samen verstreut, dann ist er nicht mehr wegzukriegen.

Ich habe keinen Garten. Ich freue mich riesig, wenn im Frühjahr die Weinberge gelb sind mit Löwenzahn. Eine Pracht ist das in meinen Augen. Viele kleine Wunder am Wegesrand.
Und wenn sie dann verblüht sind und sich wundersam verwandeln in eine Pusteblume, dann kann ich nur noch staunen. So filigrane Gebilde mit ihren unzähligen Samen-Schirmchen. Perfekte Kugelform. Zart und weich, wenn ich vorsichtig mit der Hand darüberfasse. Gegen das Licht gehalten ein wahres Schauspiel.
Und ja, natürlich kann ich es nicht lassen, die Schirmchen anzupusten und fliegen zu lassen.
Jedes Mal muss ich dabei an meinem Schwiegervater denken. In seinem Garten hätte ich das nicht gedurft … Dabei macht mir das solch einen Spaß!
Euer Thomas Borchers