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Guggemol: Friedhof für Geflüchtete

Wenn das Auto ein Lernort wird….

Ich höre gerne Sendungen des Deutschlandfunkes im Auto. Es ist immer wieder spannend über Themen zu hören, die ganz weit weg sind von meinem Leben. Ich habe schon über die Raketen-Post in der Schweiz gehört, ich bin dem Gesang der Blauwale auf die Spur gekommen. Ich höre Interviews mit spannenden Menschen und höre vom Leben der anderen. Diese kurze Zeit auf dem Weg irgendwohin ist eine Reise in eine andere Lebenswelt.

Im Juli hörte ich einen Bericht, der mich sehr bewegt hat.Er erzählte von Leid und Trauer, aber auch von Menschlichkeit und Respekt.

Bild von Wolfgang Barth auf Pixabay

Auf der kleinsten kanarischen Insel, auf El Hierro kamen 40.000 afrikanische Flüchtlinge an. Sie waren auf ihrem Fluchtweg von Westafrika in die europäische Union auf der Insel gestrandet. Sie haben es geschafft, diese gefährliche Reise zu überleben.

Allerdings geht man davon aus, dass mindestens 10.000 andere, Frauen, Männer und Kinder die Fahrt nach Spanien nicht lebend überstanden haben.

Manche werden nur tot an den Stränden von El Hierro geborgen. Und hier auch bestattet.

Die Bewohner*innen von El Hierro bemühen sich, auch die Toten mit Würde zu behandeln. Wie in Spanien üblich, werden die Toten nicht begraben, sondern kommen in eine Mauer, in der es Nischen für die Särge gibt. Diese werden dann mit einer Marmorplatte verschlossen.

Auf einer steht der Name: Salif und das Todesdatum. Als Retter zum Flüchtlingsboot kamen, trieben schon einige der Menschen tot im Wasser. So auch Salif.

Er wird auf der Insel beigesetzt. Ein regionaler Fernsehsender berichtet über die Bestattung. Es sind Vertreter der Medien da, die Bestatter und die Beamten, aber auch Anwohner*innen. Sie wollen den Toten Respekt erweisen, auch wenn nicht von allen die Namen bekannt sind. Und so erzählen sie das am Grab, was ihnen bekannt ist und denken an die Verwandten, die noch nicht einmal wissen, dass der Bruder, der Sohn, die Mutter tot sind.

Kinder und Jugendliche haben kleine bunte Boote gebastelt, die als Schmuck dienen. Die Trauer über die Unbekannten verbindet.

Mich berührt dies immer noch. Den letzten Dienst für Menschen, die alles verloren haben, ihr Leben und manchmal auch ihre Identität.

Eure Anja Bein