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Guggemol: Sensen und Dengeln

In meiner Kindheit hatten wir Hasen. Um die Mümmelmänner satt zu bekommen, musste mein Vater regelmäßig Hasenfutter machen. Meist zog er mit einer Handsense los, um in relativ kurzer Zeit einen Sack voll Futter zu bekommen. Das war meine erste Begegnung mit der Sense.

Nun haben wir eine Obstwiese hinter unserem Haus. 1.000 Quadratmeter, die gemäht werden wollen. Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, das Gras kurz zu bekommen. Entweder man hält sich Schafe, die die Wiese abfressen. Oder man nimmt die Motorsense oder den Balkenmäher. Oder eben die Handsense. Für die habe ich mich entschieden. Denn die Handsense ist vermutlich die ökologischste Methode, das Gras zu mähen. Fast keine Bodenverdichtung und durch das Sensen und Abräumen des Grasschnitts werden die Samen der Gräser für das nächste Jahr verteilt.

Gesagt – getan. Also los geht’s mit der Sense. Mein erster Schnitt war noch ganz ansehnlich. Gut 100 Quadratmeter habe ich geschafft. Dann war ich ziemlich aus der Puste. Der zweite Schnitt ein paar Tage später war schon beschwerlicher. Der dritte fast unmöglich. Meine Sense war stumpf.

Dengelstock, Bild: Christoph Krauth, privat

Nachdem ich die einschlägigen Suchmaschinen und Videoplattformen im Internet zurate gezogen hatte, war mir ziemlich schnell klar, dass das Sensen nicht so einfach ist, wie es aussieht. Also habe ich mich zu einem Kurs an der Volkshochschule angemeldet. Und, was soll ich sagen: Es kommt auf die Technik an. Es ist ein Zusammenspiel von Schärfe, Haltung, Mähtechnik und Grasbeschaffenheit, die zu einem guten Ergebnis führt. All das haben wir in dem Kurs gelernt. Und noch dazu, wie man die Sense wieder scharf bekommt. Das Dengeln ist noch einmal eine ganz eigene Wissenschaft für sich. Ein altes Handwerk, das droht verloren zu gehen. Für mich noch ein Grund mehr, mit der Handsense zu mähen und nicht mit den motorisierten Geschwistern.

Wieder zu Hause angekommen, habe ich mich aufs Neue an die Obstwiese gewagt. Und siehe da: Es klappte schon besser. Ich bin mit Sicherheit kein Profi im Sensen. Aber mit einem scharfen Arbeitsgerät macht es unglaublich viel Spaß und geht auch einigermaßen schnell voran. Und mit den 1.000 Quadratmetern Fläche habe ich auch genug Zeit und Gelegenheit zum Üben.

Euer Christoph Krauth