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Die Kunst der Stimmbildung

Stimme, Atem, Körper: Ein spannendes Seminar für angehende Lektor:innen

Die menschliche Stimme ist ein erstaunliches Instrument, das uns die Möglichkeit gibt, uns auszudrücken, zu kommunizieren, zu singen und Geschichten zu erzählen.

Obwohl wir alle mit einer Stimme geboren werden, kann die Stimmbildung uns dabei helfen, den gesprochenen Worten einen ganz bestimmten Ausdruck zu verleihen. Doch nicht nur die Stimme ist dabei wichtig, sondern auch unsere Mimik und Gestik.

Das durften jetzt auch 20 angehende Lektor:innen im Gemeindehaus Dannstadt erleben, beim Seminar: „Stimme/Atem/Körper – Biblische Texte“.

Foto: Claudia Formella

Auf was kommt es an, wenn man zum Beispiel Psalmen oder Fürbitten vorträgt? Welches Wort betone ich? Wann gehe ich mit der Stimme nach unten? Wo setze ich die richtigen Denk- und Atempausen? Wie bewege ich mich dabei und wie setze ich meinen Körper ein?

Viele Fragen, die bis zum Ende des Tages das Team um MÖD-Leiter Thomas Borchers, darunter Gemeindediakonin Ruth Magsig und Pfarrerin am Predigerseminar Dr. Sigrun Welke-Holtmann beantworten werden.

Begonnen wird der sonnige Tag mit ein paar Körperlockerungsübungen im wunderschönen Kirchgarten. Das Gras ist noch etwas feucht und die Vögel zwitschern um die Wette. Perfekte Voraussetzungen um richtig wach zu werden und gut in den Tag zu starten.

Arme und Beine werden nach Anweisungen erst von Ruth Magsig, später dann durch einen auserkorenen Gruppenleiter geschwungen. Dabei entstehen so witzige Bewegungen, dass in den Gruppen allgemeines Gelächter ausbricht.

Direkt danach wird auch die Stimme aufgewärmt. Dr. Sigrun Welke-Holtmann zeigt ganz besondere Atem- und Zungenübungen, die die Muskulatur im Stimmapparat kräftigen sollen. Danach werden immer wieder verschiedene Töne gesummt, um unter anderem die Fülle und Tragfähigkeit der Stimme zu optimieren.

Wie beim Sport sollte auch die Stimme täglich ein bisschen trainiert werden, damit man lange eine schöne Klangfarbe hat.

Foto: Claudia Formella

Es geht zurück ins Gemeindehaus, um weitere Stimm- und Atemübungen zu absolvieren. Unter anderem werden jetzt Vokale gesungen. Dabei kommen auch die Arme zum Einsatz, die eine Art Kugel in der Luft nachzeichnen sollen. Alle machen begeistert mit und der Raum füllt sich mit wohligen Tönen, die auch eine Art Entspannung auslösen. Immer mehr wird jetzt Gestik und Mimik mit eingebaut.

Körpersprache und Stimme müssen übereinstimmen

„Wichtig bei Vorträgen ist vor allem, dass Körpersprache und Stimme übereinstimmen“, erklärt Dr. Sigrun Welke-Holtmann. Sonst kann es eigenartig wirken und falsche Signale aussenden.

Foto: Claudia Formella

Aufregung spielt dabei natürlich auch eine große Rolle, vor allem, wenn es darum geht vor einer größeren Menschenmenge zu sprechen.

Martin, einer der Teilnehmer erklärt mit einem verschmitzten Lächeln: „Ich habe schon ein bisschen Erfahrung. Ich arbeite nämlich als Lehrer. Dennoch kann man immer noch etwas dazulernen und auffrischen.“

Nach einer kleinen Pause übernimmt Pfarrer Thomas Borchers und erklärt, wie man Texte professionell wiedergeben kann. Dabei geht es in erster Linie darum, dass ein Vortrag, vor allem in einer größeren Gruppe, akustisch gut verständlich rübergebracht werden muss.

Betonungen sind dabei ein Hauptaugenmerk. In der Regel gilt: Bei jedem Satz sollte nur ein Wort betont werden. Vergisst man dies oder betont man zu viele Wörter, entsteht beim Hören eine Disharmonie, was wiederum dazu führt, dass der Hörer Probleme beim Folgen des Textes hat.

Denkpausen sind wichtig – damit die Luft nicht ausgeht

Ähnliches passiert, wenn man beim Vortragen viel zu schnell liest und vergisst Denkpausen einzubauen. Dies löst direkt ein weiteres Problem aus, nämlich die Atmung – dem Sprecher fehlt schlicht und einfach die Luft um weiterzumachen. Daher ist es zwingend notwendig kleine Sprechpausen einzuplanen.

Viele Infos prasseln auf die zukünftigen Lektor:innen ein, die es jetzt gilt in die Tat umzusetzen. Gruppen werden gebildet und Liedtexte ausgelegt. Jeder Teilnehmer:innen darf sich selbst einen Song heraussuchen, der dann später vor der Gruppe vortragen werden soll.

Foto: Claudia Formella

Mittlerweile ist es Mittag geworden und jeder sucht sich ein ruhiges Plätzchen, um sich auf seinen Vortrag vorzubereiten. Man spürt die Aufregung und die hohe Konzentration, denn schließlich will man gleich alles Erlernte in die Tat umsetzen.  

Die Vorträge laufen überragend und deshalb sind auch die darauffolgenden Feedbacks sehr positiv. Vereinzelt gibt es noch Tipps in Bezug auf die Betonung und Pausensetzung. Damit ist dann aber auch schon die erste Hürde geschafft und die angehenden Lektor:innen atmen erstmal durch.

Nach der Mittagspause geht es gestärkt weiter. Der Ablauf eines Gottesdienstes soll simuliert werden. Hierbei geht es jetzt vordergründig um die Feinjustierung.

Unter anderem wird die Haltung beim Gebet oder Segen geübt. Nochmals keimen Aufregung und Nervosität auf, doch auch diese Aufgaben werden exzellent gemeistert, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass die Gruppe sehr vertraut miteinander umgeht.

Foto: Claudia Formella

Alle sind begeistert von dem heutigen Seminartag. Nun geht es in den Endspurt der einjährigen Ausbildung. Dabei steht unter anderem auch noch der Besuch des Landeskirchenrats in Speyer an. Sobald die Ausbildung beendet und die Ernennung erfolgt ist, dürfen die zukünftigen Lektor:innen Gottesdienste mitgestalten, ein Ziel welches die Teilnehmer:innen voller Aufregung und Vorfreude entgegensehen.