In all den großen, weltbewegenden Dingen und Entwicklungen komme ich mir manchmal überfordert vor. Die weltpolitische Lage ist so komplex, dass ich sie nur schwer durchschaue – wenn überhaupt. Die Gräben in unserer Gesellschaft sind so tief, dass ich mich manchmal frage, wie sie wieder geschlossen werden sollen. Und gerade, weil das so ist, und der Alltag mich immer wieder aufs Neue herausfordert, finde ich es umso wichtiger genau hin zu sehen.
Dabei mache ich manchmal wunderbare Entdeckungen. Vor ein paar Wochen war ich auf dem Weg vom Bahnhof zur Dienststelle. Ich laufe die Strecke in der Regel. Kurz vor unserem Gebäude in der Westbahnstraße komme ich an eine Ampelanlage. Die Fußgängerampel steht auf Rot. Sie nötigt mich, anzuhalten. Den Knopf zu drücken.
Da fällt mein Blick auf den gelben Kasten, mit dem ich das Signal anfordern kann. Von dort strahlt mich ein kleines Herz an, das vor mir eine wartende Person in den Reif gekratzt hat. „Signal kommt“ leuchtet es Rot durch das kleine Herz an der Ampel hindurch. Für mich an diesem Morgen ein schönes Zeichen. Vielleicht hat sich die vor mir Wartende beim Einkratzen ebenso gefreut wie ich mich, als ich das Herz entdeckt habe.

Ich freue mich an diesem kleinen Ding, das mir den Morgen versüßt und den Tag etwas heller gemacht hat. Gerade diese kleinen Dinge sind es, die ich noch besser im Auge behalten will, weil die großen, weltbewegenden Dinge manchmal so frustrierend sind, mich überfordern, ich die Welt nicht mehr verstehe. Vielleicht findet ja auch Ihr solche kleinen Dinge in eurem Alltag, die euch das Leben etwas heller machen. Auch, wenn sie nicht alle Fragen und Probleme lösen. Sie können dennoch Zeichen sein, die mich auf etwas Größeres hinweisen. Das wünsche ich euch!
Euer Christoph Krauth