Kürzlich auf einer Konferenz habe ich die „Straßenexerzitien“ kennengelernt.
Exerzitien sind so etwas wie eine geistliche Auszeit mit dem Ziel, einen geistlichen Blick einzuüben. Das Besondere hier: Man geht dabei auf die Straße. Später erzählt man sich in einer kleinen Gruppe gegenseitig, was man erlebt hat.
Wir wurden also auf die Straße geschickt mit dem Auftrag, das wahrzunehmen und wahr sein zu lassen, was in uns und um uns herum ist.
Und so bin ich losgegangen – und es hat nicht lange gedauert, bis mein Blick auf den krakeligen Schriftzug an einem Haus gefallen ist: Believe – God is love …
Gott ist Liebe. Dieser kleine Satz ist mir wie zu einer Brille geworden, mit der ich alles andere auf dem weiteren Weg wahrgenommen habe. Ich hatte dabei das Gefühl, der Liebe zu begegnen:
Im Vater, der liebevoll sein kleines Kind in seinen Armen durch die Straßen trägt.
Bei den zwei Jugendlichen, die sich über ihre Geliebten austauschen.
Auch am Grabstein auf einem Friedhof: „Unsere geliebte Mutti“.
So viele Facetten der Liebe, beglückend und genauso tiefsten Schmerz verursachend. Und alles umfangen von der umfassenden und unbegreiflichen Liebe, die wir „Gott“ nennen.
Und das auf der Straße mitten in der Stadt …
Euer Thomas Borchers