Denke ich an Kirche, denke ich an ein altes Gemäuer, mit kleinen oder größeren Türmchen und großen Fenstern in vielen Farben. Ich denke an Kapellen an den abgelegensten Orten und an Kathedralen in den Städten. Kleine und große Monumente, die wie ruhende Wachhunde Sicherheit und Zuversicht in die Straßen atmen. Gebäude, die zur alltäglichen Erinnerung werden, dass Gott unter uns, neben dem Bäcker, um die Ecke wohnt. Gleichzeitig wirken sie auf mich wie ein Mahnmal, eine Dominanzgebärde der letzten Jahrhunderte – fast wie ein Relikt.
Fühle ich Kirche, fühle ich Menschen. Sie sind bunter als jedes Kirchenfenster, sie bauen Kirche jeden Tag neu und an verschiedensten Orten ohne Dach und Wände und trotzdem sind die Türen zu ihren Herzen offen. Sie gestalten Kirche in Sporthallen, in Kindergärten, in Schulen, in Gefängnissen, in Bunkern, in Kliniken und sogar in Bars und Nachtclubs. Im Gegensatz zu dem Gebäude wohnt Gott so nicht nur um die Ecke, neben dem Bäcker, sondern ist einfach überall, immer da. Mobil und flexibel ist Kirche dort, wo sie gelebt wird. Und während sich die immobilen Kirchengebäude nicht mehr heizen lassen, wärmen sich die Menschen im schlimmsten Fall gegenseitig. Vielleicht ist es ein Segen, sich von Teilen der Immobilen zu trennen und Kirchen ohne Haus dort zu errichten, wo sie gerade am Notwendigsten ist.
Eure Mara Zöller