Ich war vom Tag her müde. Zu nichts mehr zu gebrauchen. Wollte nur noch aufs Sofa.
Aber in meinem Terminkalender stand noch ein Termin. Ein Abend in der Gemeinde, in der ich ehrenamtlich mitarbeite. Start 19 Uhr, ein Mitarbeitendentreffen mit Planung der zukünftigen Gottesdienste.
„Oh weh, was soll das nur werden, kraftlos wie ich bin…“ Mit diesem Gedanken raffte ich mich auf, fuhr hin in der Hoffnung, dass ich bald wieder zu Hause sein würde.
Und erlebte dann, was ich immer wieder erlebe und mir nicht vollständig erklären kann. Wider Erwarten war der Abend anregend und erholsam.
Ich dachte, ich müsste Energie mitbringen – aber das Gegenteil war der Fall: Ich ging mit mehr Energie als ich gekommen war.
Wie kann das sein? Müssten nicht alle Energie mitbringen, damit das Miteinander gelingt?

Der Soziologe Hartmut Rosa nennt das „Interaktionsenergie“: Im Miteinander und gemeinsamen Gestalten entsteht neu und über die Einzelnen hinaus Energie.
Sie widerspricht den Gesetzen der Physik. Aber nicht dem Erleben von Menschen.
Wahrscheinlich ist es auch nur deshalb möglich, dass in der Gemeinde gerade die engagiert mitarbeiten, die eigentlich gar keine Zeit dafür haben, weil sie schon vielfältig beruflich und ehrenamtlich sind.
Diese Erfahrung lässt sich auch geistlich deuten: Wo zwei oder drei in seinem Namen beieinander sind, wirkt der Heilige Geist, inspiriert und beflügelt.
Gestern Abend wollte ich noch lange nicht ins Bett und war neu begeistert davon, was ich in der Gemeinde Jesu erleben darf.
Euer Gunter Schmitt