Jürgen Moltmann ist gestorben. Am 3. Juni im Alter von 98 Jahren. Ich bin ihm nie persönlich begegnet. Aber ich habe während meines Studiums viel von ihm gelesen und lernen dürfen. Und gerade in den letzten Jahren hat er sich immer wieder zu Wort gemeldet und ganz viel Hilfreiches zum Zeitgeschehen gesagt. Auch international und im säkularen Raum wurde seine Stimme gehört. Er war einfach ein unglaublich weiser Mann.
Deshalb hat mich die Nachricht seines Todes traurig gemacht. Sein bekanntestes Buch ist die „Theologie der Hoffnung“. Und Moltmann hat die Hoffnung im Herzen und auf der Zunge getragen. Gerade in der jetzigen Zeit der Krisenpermanenz ist es so wichtig, dass wir Christinnen und Christen uns an diese Wahrheit erinnern, auf die Moltmann uns immer wieder hingewiesen hat:
Christliche Hoffnung ist etwas anderes als Optimismus. Beide haben mit positiver Erwartung zu tun, und doch sind sie sehr unterschiedlich.
Optimismus hat mit guten Dingen in der Zukunft zu tun, die in der Vergangenheit und der Gegenwart begründet, wenn auch vielleicht verborgen sind. Die mit Optimismus verbundene Zukunft – Moltmann nennt sie futurum – ist eine Entfaltung dessen, was bereits da ist. Wir schauen uns die Vergangenheit und die Gegenwart an und schließen daraus, was in der Zukunft wahrscheinlich passieren wird, und werden, wenn die Aussichten gut sind, optimistisch.
Die Hoffnung hingegen hat mit dem Guten in der Zukunft zu tun, das von “außen”, von Gott, zu uns kommt; die mit der Hoffnung verbundene Zukunft – Moltmann nennt sie adventus – ist ein Geschenk von etwas Neuem, das vielleicht so unwahrscheinlich ist wie die Auferweckung eines Toten. Es geht dabei um das Handeln Gottes.
Aus dem, was gerade in dieser Welt vorgeht, kann ich keine positive Erwartung für die Zukunft gewinnen.
Aber ich will und kann gute Dinge erwarten, die als Geschenk Gottes kommen. Und ich bin Jürgen Moltmann dankbar, dass er mich – auch über seinen Tod hinaus – immer wieder daran erinnert.
Euer Gunter Schmitt