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Guggemol: Kitze retten

Alles Gute kommt von oben. Sagt man. Und manchmal rettet das, was da am Himmel fliegt, sogar Leben. Wenn im Frühsommer das Gras auf den Wiesen hoch steht, dann ist es nämlich wieder soweit. Landwirte mähen die Wiesen, um Heu und Silage als Tierfutter herzustellen. Riesige Traktoren mit gigantischen Mähwerken fahren über die Flächen. Im Nu ist so eine ganze Wiese gemäht.

So schnell und praktisch das Mähen für den Bauern geht, so gefährlich ist es für die jungen Rehkitze. Denn ihre Mütter legen die Jungtiere im hohen Gras ab, damit sie geschützt sind, während sie selbst Nahrung aufnehmen. Da die Kitze aber noch keinen ausgeprägten Fluchtinstinkt haben, bleiben sie häufig liegen, wenn der Traktor mit dem Mähwerk sich nähert. Und das bedeutet dann nicht selten den Tod für sie.

Wie gut, dass es in den letzten Jahren immer mehr Initiativen zur Rettung von Kitzen gibt. Schon lange suchen Jäger*innen mit ihren Hunden vor dem Mähen die Wiesen ab, wenn sie informiert werden. Doch seit einiger Zeit helfen auch Drohnen beim Absuchen der Wiesen. Mit ihren Wärmebild-Kameras und der individuellen Flughöhe sind sie schneller als das vierbeinige Bodenpersonal. Nur selten entgeht der Technik ein Wärmefleck im hohen Gras. Denn die Kitze sind gut getarnt darin und ich weiß aus eigenem Erleben, dass man unmittelbar neben einem Kitz stehen kann, ohne es zu sehen. Die Drohnen schaffen da Abhilfe. In diesem Fall kommt das Gute also wirklich von oben.

Bild: Christoph Krauth, privat

Die Bodensucher werden trotzdem noch gebraucht. Wenn nämlich die Drohne ein Kitz gefunden hat, macht sich ein*e Helfer*in auf den Weg, um es einzusammeln. Vorsichtig, mit Kiste und Handschuhen und einer guten Portion Gras, wird das Kitz eingepackt und nach dem Mähen wieder freigelassen. Die Mutter kommt dann nach ihrer Mahlzeit zurück und findet das Kleine von selbst wieder.

Für mich ist es jedes Mal ein Erlebnis, die Kitze zu suchen und zu retten. Eine Begegnung mit Gottes Schöpfung. Und die unmittelbare Erfahrung, selbst etwas Gutes zu tun, ja, ein Leben zu retten.

Euer Christoph Krauth