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Guggemol: Vertrieben und vergessen

Protestanten in Berg-Karabach

Seit Jahrtausenden leben Armenier in Berg-Karabach. Und seit fast 2000 Jahren sind sie Christen. Einige der ältesten christlichen Kirchen der Welt stehen dort. Sie wurden zu einer Zeit gebaut, als das Christentum in Mitteleuropa noch gar nicht angekommen war.

Vor etwa 100 Jahren wurde die Sowjetunion gegründet. Dieser Riesenstaat verleibte sich das kleine Armenien ein und zog die Grenzen am grünen Tisch neu und willkürlich, das armenische Berg-Karabach wurde der aserbaidschanischen Sowjetrepublik zugeschlagen.

Und damit begann das Drama, das jetzt auf grausame Weise seinen Höhepunkt findet.
Armenischer Kindergottesdienst. Foto: privat

In diesen Tagen hört das christliche Leben in Berg-Karabach auf zu existieren – und das evangelische Leben damit auch. Auch wenn fast alle Armenier zur armenisch-apostolischen Staatskirche gehören, nirgendwo im Kaukasus gab es so viele Protestanten wie in Berg-Karabach. Baptisten, Pfingstler – und eine Kirche, die uns theologisch nah ist, die „Evangelischen Kirche in Armenien“ (Evangelical Church of Armenia, ECA)

Das ist nun Geschichte. Eine Kirche stirbt – und die weltweite Kirche schweigt dazu.

Mir fehlt nicht nur das Mitleiden der Protestanten in Europa, mir fehlt schon das Zurkenntnisnehmen der Geschwister dort. Als Protestanten in Deutschland freuen wir uns über unsere Partnerschaften mit christlichen Kirchen weltweit – aber keine evangelische Kirche in Europa hat eine Partnerschaft mit einer evangelischen Kirche in Armenien, obwohl Armenien ja geographisch Teil Europas ist.

Privat halte ich per Mail und Handy Kontakt zu einigen Geschwistern dort, die ich seit einem Besuch kenne. Sie fühlen sich vertrieben und vergessen.

Euer Gunter Schmitt