Aktuelles Auch Herzensmenschen brauchen eine Auszeit

Auch Herzensmenschen brauchen eine Auszeit

Inspirierende Wanderung zu den Quellen im Neustadter Wald

Kletterpartien inklusive. Foto: Schmitt

In der Welt der sozialen Berufe, gibt es viele spannende Arbeitsbereiche – ob mit Kindern, Jugendlichen, alten Menschen oder solchen mit Beeinträchtigungen. Der Arbeitsalltag ist sehr vielfältig, aber auch oft komplexer, da es in erster Linie um die Arbeit mit und für Menschen geht, vor allem dann, wenn diese eine geistige oder körperliche Beeinträchtigung besitzen.

Freude, Erfüllung und Glückseligkeit finden

Jeder der diesen Berufszweig wählt, fühlt sich dazu berufen anderen Menschen zu helfen. Es gibt ihnen ein Gefühl von Freude, Erfüllung und Glückseligkeit. Gleichzeitig kostet dieser Beruf aber auch sehr viel Kraft und Energie. Das ist auch der Grund, dass Mitarbeitende des Ökumenischen Gemeinschaftswerk Pfalz, alle zwei Jahre an einem Seminar des MÖD teilnehmen dürfen.

Das Gemeinschaftswerk unterstützt, begleitet, fördert und beschäftigt Menschen mit Beeinträchtigungen und Langzeitarbeitslose in der Pfalz und Saarpfalz. Standorte sind unter anderem Blieskastel, Kusel und Ludwigshafen.

Insgesamt 13 Mitarbeitende des Ökumenischen Gemeinschaftswerk haben sich entschieden am Seminar „Eine Auszeit im Kloster Neustadt“ teilzunehmen.

Kurze Rast: Unterwegs zu den Quellen im Pfälzer Wald. Foto: Schmitt
Neue Kraft und Motivation bekommen

Ziel der zweitägigen Veranstaltung ist es, den Teilnehmenden neue Stärke und Motivation mitzugeben; Alltagsfragen, Unsicherheiten, Wut und Traurigkeiten abzubauen, Sorgen loszulassen oder auch passende Antworten auf lang gestellte Fragen zu finden.

MÖD-Referent und Pfarrer Gunter Schmitt hat sich viele Gedanken gemacht, wie er in kürzester Zeit diese Herausforderungen mit den Teilnehmenden umsetzen kann, damit sie aus eigener Kraft und mit Gottes Hilfe wieder zu sich selbst finden.

Als perfekten Seminar-Start hat er deshalb zu einer Wanderung zu den Quellen im Neustadter Wald eingeladen. Höhepunkte waren neben den Quellen auch die Hohe Loog und das Hambacher Schloss. Nach 16 inspirierenden Kilometern erreichte die Gruppe wieder das Kloster Neustadt.

Petrus ist unterstützend mit dabei, denn der Tag beginnt mit viel Sonnenschein und einer angenehmen, wohligen Wärme. Auf dem Waldboden liegen vereinzelt noch die heruntergefallenen Esskastanien aus dem vergangenen Herbst und überall sprießen bereits kleine Setzlinge, die langsam den Frühling ankündigen. Die Luft ist so herrlich rein und die Ruhe um einen herum wirkt entspannend. Nur die Vögel zwitschern um die Wette und ein paar Bienen summen und halten nach frischem Nektar Ausschau.

„Das ist der perfekte Zeitpunkt, um über gewisse Themen nachzudenken“, erzählt Marinko. „Ich habe zwei spezielle Fragen mit auf den Weg genommen. Eine wurde mir von Jesus auch beantwortet“, erklärt er voller Dankbarkeit.

Nach der Besichtigung der Quellen und ein paar Blasen an den Füßen der Wandernden, kommen nach und nach immer mehr Teilnehmende am Kloster in Neustadt an, welches auch als großes Seminarhaus genutzt wird. Alle sind ein wenig erschöpft, aber glücklich – es wird ausgelassen gelacht und miteinander geredet. Der Eingangsbereich füllt sich mit einer Welle voller positiver Energien.

Pause für die Seele: Gemeinsames Schweigen und Singen im Kloster Neustadt. Foto: Formella

Eine Andacht im Kloster lässt noch einmal Ruhe und Entspannung einkehren und den Tag Revue passieren. Danach klingt der Abend in gemütliche Runde und guten Pfälzer Wein langsam aus und die Teilnehmenden fallen erschöpft aber glücklich in den Schlaf.

Der nächste Morgen beginnt im Kloster mit einer Eucharistiefeier, einem katholischen Abendmahl. Bei einigen Teilnehmenden sind in der Nacht noch viele Fragen aufgekommen, man spricht immer wieder von einer Art Gedankenkarussell, welches nicht aufhören will sich zu drehen.

Seminarleiter Gunter Schmitt greift das Thema sofort auf und beginnt den Tag mit einer Achtsamkeitsübung. „Es geht darum die eigenen Quellen wieder anzuzapfen“, erklärt er und aus der Ruhe wieder Kraft zu schöpfen.

Dabei sollen die Teilnehmenden genau das tun, von dem sie sich am meisten angezogen fühlen. Das kann das Ausmalen von Mandalas sein, das Durchblättern eines Buches oder das Meditieren. Jeder findet schnell das passende für sich.

„Wer mit beeinträchtigen Menschen zusammenarbeitet, muss konzentrierter arbeiten, alles im Blick haben, unter einen Hut bringen und trotzdem die Produktion am Laufen halten“, erklärt Josef, einer der Gruppenleiter von GaLaBau in Schifferstadt, welche zu den Ludwigshafenern Werkstätten gehört.

Deshalb sei es auch so wichtig Seminare wie dieses zu besuchen, um selbst wieder in die Kraft und Energie zu kommen. „Die Arbeit macht mir aber auch sehr viel Spaß, ist abwechslungsreich, spannend und bereichernd“, ergänzt er.

„Die Zusage war eines der schönsten Ereignisse in meinem Leben.“

Eine kleine Auszeit ist auch für Sandra sehr wichtig. „Mal keine Verantwortung und keinen Stress zu haben, tut auch mal gut.“ Sie arbeitet in Landstuhl mit Menschen, die unterschiedliche Beeinträchtigungen haben, und hat dort ihren Traumjob gefunden. „Die Zusage war eines der schönsten Ereignisse in meinem Leben“, erzählt sie. Jeder Tag sei spannend, schön und etwas Besonderes. „Ich bin sehr dankbar für diese Arbeit, die mich aber auch herausfordert.“

Um privat ein bisschen abzuschalten, hat sie das Nähen für sich entdeckt. Selbst Kleidung zu schneidern hat es ihr angetan und sie kann perfekt dabei abschalten.

Kreuzweg: Beim Laufen reflektieren die Teilnehmenden, was sie erlebt haben. Foto: Formella

Nach dem Mittagessen geht es für alle nochmal an die frische Luft. Der Kreuzweg findet sich hinter dem Klosterkomplex im anliegenden Wald und strahlt Ruhe und Frieden aus. Man entspannt sich und lässt nochmal die Gedanken über das Erlebte der letzten zwei Tage schweifen.

„Viel zu kurz war diese Zeit“, konstatieren die Teilnehmenden bei der Feedback-Runde. „Morgen muss ich wieder arbeiten und ich weiß gar nicht wie?“ kommt es aus manchen Ecken. Andere freuen sich schon auf das nächste Mal und hoffen alle anderen dort wiederzutreffen.

Zwei wundervolle Tage gehen zu Ende, in denen Herzensmenschen wieder Kraft tanken durften, um ihre Lebensaufgabe, die Arbeit mit Menschen, welche Betreuung oder Unterstützung benötigen, zu erfüllen.

Miteinander unterwegs: Das Ökumenische Gemeinschaftswerk und der MÖD wandern, um Kraft zu tanken. Foto: Formella