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Besuch aus Südkorea in der Pfalz

Seit über 20 Jahren pflegt die Pfälzische Landeskirche eine Partnerschaft mit der “Presbyterian Church in Korea” (PCK), insbesondere mit dem “Young-Dong-Po-Presbytery” in Seoul, Südkorea. Im Mai dieses Jahres hatten wir das Privileg, eine Delegation der Urban Industrial Mission (UIM) des Young-Dong-Po-Presbyteriums in der Pfalz zu empfangen.

Die UIM war die erste städtische Industriemission in Korea. Seit ihrer Gründung im Jahr 1958 hat die Organisation viele Veränderungen in ihrem Land erlebt und macht es sich zur obersten Priorität, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind, und ihre Bedürfnisse angemessen zu erfüllen. Heute arbeitet die UIM mit Industriearbeitern, Wanderarbeitern, Obdachlosen und Bedürftigen. Sie ist eine der aktivsten Organisationen für die sozial Ausgegrenzten in der PCK wie auch in der südkoreanischen Gesellschaft.

In der Gedächtniskirche Speyer. Foto: Kiefhaber

Die Delegation hat sich folgendes Statement als Motto gesetzt: „Sharing fairly with the vulnerable – helping suffering neighbors” “Gerechtes Teilen mit den Schwachen – Hilfe für leidende Nachbarn”. Unter diesem Motto verbrachte die Delegation eine Woche bei uns in der Pfalz und lernte verschiedene Strukturen und Organisationen kennen, die wir hier in Deutschland haben, um unserer obdachlosen und hilfsbedürftigen Bevölkerung zu helfen. Die folgenden Bilder, Berichte und Reflexionen der Delegation geben einen Einblick in ihre Zeit hier.

Speyer – Diakoniessenmutterhaus, Gedächtniskirche und Landeskirchenrat
Im Landeskirchenrat in Speyer. Foto: Kiefhaber

Am Dienstag, 16. Mai, startete die Delegation ihren Tag mit einer informativen und aufschlussreichen Führung durch die Einrichtungen des Diakonissenmutterhauses und des Hospizes Speyer geleitet von Schwester Corinna Kloss. Es folgte eine ausführliche Führung durch die Gedächtniskirche gehalten von Pfarrerin Contanze Lotz. Viele der Teilnehmer staunten über die Details des Kirchengebäudes und die beeindruckenden Kunstwerke und Instrumente, die sich in der Kirche befinden. Nach einem entspannten Mittagessen ging es weiter zum Landeskirchenrat. Den nächsten Besuch dort beschreibt Delegationsmitglied Sangho Park wie folgt:

“Nach einer Vorstellungsrunde verbrachten wir einige Zeit im Gespräch und Austausch. Die Themen drehten sich hauptsächlich um die Finanzierung unserer Arbeit. Markus Jäckle fragte mich, warum unsere cooperative members es ablehnten, durch soziale Finanzhilfen unterstützt zu werden. Ich antwortete, dass die Menschen, mit denen wir arbeiten (die meisten von ihnen waren früher Obdachlose) immer wieder „Rückfälle“ erlitten und auf der Straße lebten. Dies bezeichnet man als “Drehtürleben”. Obwohl es sehr schwer war, mit öffentlicher Hilfe zu überleben, haben wir beschlossen, es mit unseren eigenen Händen zu schaffen”, fügte ich hinzu. Es war eine bereichernde Zeit der Diskussion.”

Delegationsmitglied
Bei Lichtblick e.V. in Neustadt. Foto: Kiefhaber
Neustadt und Ludwigshafen – Lichtblick e.V., Suppenküche und Haus der Diakonie

Der Mittwoch, 17. Mai, wurde in Neustadt und Ludwigshafen verbracht, wo der Schwerpunkt auf den sozialen Diensten lag, die die Kirche und die Stadt für die Schwachen und Ausgegrenzten der Gesellschaft anbieten. Diese Besuche boten viele Überschneidungen zwischen der Arbeit hier in Deutschland und in Südkorea. Die erste Station war die Tagesbegegnungsstätte Lichtblick in Neustadt unter der Leitung von Robin Rothe.

“Die Leidenschaft und die Visionen von Lichtblick haben mich sehr berührt. Es war eine Freude, Herrn Robin Rothe zu treffen, der uns als Aktivisten und Sozialarbeiter vom anderen Ende der Welt bezeichnetet – was für eine Ehre. Die meisten unserer Projekte waren ähnlich, aber allein die Liebe und Leidenschaft für die armen Menschen, die wir dort vorfanden, begeisterte uns wirkliche sehr. Ein interessanter Punkt war, dass Lichtblick Adressen zur Verfügung stellte, damit die Obdachlosen Post bekommen konnten. Das klang so schön, weil es bedeutete, dass sie Lichtblick zu einem gemütlichen Ort machen wollten, der für alle Kunden wie ein richtiges Zuhause ist. Ich erinnere mich noch gut an die Gesichter der Menschen, die dort arbeiteten und wohnten. Ihre Gesichter zeigten ihre Würde und die Liebe, die sie einander entgegenbringen. Es war so bewegend!”

Delegationsmitglied
Mittagessen in der Suppenküche. Foto: Kiefhaber

Nach einem Zwischenstopp in der Suppenküche der Apostelkirche Ludwighafen zum Mittagessen und einem informativen Austausch mit Pfarrerin Barbara Schipper, ging es weiter zu einem Stadtrundgang unter Leitung von Johannes Hucke von der Ökumenischen Fördergemeinschaft (ÖFG). Es war eine Zeit der Begegnung und Erfahrung. Der Besuch der Bayreuther Straße stand im Mittelpunk des Rundgangs.

Die Worte von Herrn Hucke waren voller Energie und Hoffnung: “Ein hoher Kirchturm bedeutet, dass die Kirche die Verantwortung hat, sich um jeden einzelnen armen Menschen zu kümmern, der den Kirchturm in dieser Gegend sehen kann.” Es war augenöffnend zu sehen und zu hören, dass die Menschen, die in der Bayreuther Straße leben, nur zwei öffentliche Duschen und Toiletten in jedem Gebäude zur Verfügung haben. Das erinnert mich direkt an die Käfigwohnungen in meiner Stadt im Stadtteil Youngdungpo.”

Delegationsmitglied

Der Tag endete im Haus der Diakonie, wo die Sozialarbeiterin Mona Fisher und die Psychologin Constanze Riemann über ihre Arbeit berichteten. Es war eine Zeit der Diskussion und das Teilen von Erfahrungen in der Arbeit. Die Gruppe erfuhr, welche vielfältigen Unterstützungsangebote die Diakonie für Asylbewerber und Zuwanderer bereithält.

Karlsruhe – Café DIA, Senfkorn Ladenkirche, Garten der Religionen und Tagestreff TÜR
Fotoausstellung in der Johanniskirche. Foto: Kiefhaber

Am Freitag, dem 19. Mai machte sich die Gruppe auf den Weg über den Rhein, um in Karlsruhe Einblicke in die Arbeit verschiedener Einrichtungen der badischen Landeskirche zu erhalten. Dabei besuchte die Gruppe Pfarrerin Lara Pflaumbaum in der Johanniskirche, die von der Arbeit der Vesperkirche und des Café DIA berichtete. Hier finden Menschen, egal ob arm oder finanziell gut gestellt, ein breit gefächertes Angebot. Neben warmen Mahlzeiten und einer Kleiderkammer, bietet das Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen Seelsorgeangebote, eine Kreativwerkstatt und vieles mehr.

In der Senfkorn-Ladenkirche stellte Pfarrerin Nicole Schally eine andere Art von Kirche vor, die sich mit ihren vielfältigen Formaten wie ElternCafé und Kirche Kunterbunt vor allem an junge Familien des neuen Quartiers „City Park“ richtet. Bei einem gemeinsamen Mittagessen und einer Runde Cornhole herrschte eine entspannte Atmosphäre, in der auch der Austausch untereinander nicht zu kurz kam.

Gemeinsames Spielen in der Ladenkirche. Foto: Kiefhaber

“Pfarrerin Nicole Schally macht eine tolle Arbeit und eine so attraktive Mission in Karlsruhe. Wir haben die Gespräche beim gemeinsamen Mittagessen genossen und uns gerne an kleinen Spielen beteiligt. Unsere nächste Station war der Garten der Religionen und trotz Zeitmangels haben wir die Zeit genossen, uns im Garten umzusehen und die Zitate und Bilder auf uns wirken zu lassen.”

Delegationsmitglied
In den Räumlichkeiten des Tagestreff TÜR. Foto: Kiefhaber

Nach einer Führung durch den Garten der Religionen, war die Gruppe zu Gast beim Tagestreff TÜR der Diakonie Karlsruhe. Sozialarbeiter Christoph Schindler führte die Gruppe durch die Räumlichkeiten und gewährte einen Einblick in die Arbeit der Einrichtung, in der wohnungslose Menschen den Tag verbringen können. Neben Freizeit- und medizinischen Angeboten stehen den Besucher*innen Beratungsmöglichkeiten und andere Hilfen zur Verfügung.

Vor dem Karlsruher Schloss. Foto: Kiefhaber

Bei einer Führung durch die Innenstadt lernten die Gäste etwas über die Geschichte und Besonderheiten der Fächerstadt. Abgeschlossen wurde der informationsreiche Tag bei einem gemeinsamen Abendessen mit Flammkuchen und Reflektionen zum Tag.

Abschließende Grüße der Delegation

“In Speyer, Ludwigshafen, Neustadt und Karlsruhe weigerten sich die örtlichen Kirchen, verstaubte Relikte zu sein, und sie versuchten, sich zu erneuern. Sie bauten Kirchen im Garten, auf dem Parktisch und auf der Straße. Ich denke, dass ihre Bewegung mit der ursprünglichen Bedeutung der reformierten Kirchen verbunden ist. Ich hoffe, dass die Impulse der Kirchen die Gemeinschaft und die Welt verändern können. Es ist eine so bedeutsame Veränderung, wie der Apostel Paulus seine Schritte nach Mazedonien lenkte, als er in seinem Traum die Stimme “Komm und hilf uns” hörte. Ich möchte die neuen Schritte der Kirchen in der Pfalz und Youngdungpo segnen. Möge Gott mit euch sein. Wir danken euch.”

Ein Bericht von Changhwan Kim, Paulina Kiefhaber und Sophie Steffen