Es ist schon lange ein kleines Hobby von mir. Wo immer ich warten muss, vor Supermarkt-Kasse, am Bahnhofs-Gleis, beim Arzt, schaue ich mich um, ob ich vielleicht neue Worte entdecke, mir bisher unbenannt bekannte Vokabeln. Auf einem Werbe-Plakat, in einer Zeitschrift, aus einem mitgehörten Gesprächsfetzen, wo auch immer. Dann versuche ich, und das macht wirklich Spaß, die Bedeutung dieses Begriffs zu ergründen oder mir irgendwelche Sinn-Zusammenhänge fantasievoll auszudenken.
Mein gestern neues entdecktes Wort: „Gesichts-Workout“.
Gefunden in einer Wochenzeitung. Es stand da zwischen anderen mir restlos bekannten Worten, so einfach und so unscheinbar, dass es offensichtlich dem Autor des Artikels vollkommen geläufig war. Mir aber nicht. Das wollte ich nun ändern.
Gesichts-Workout. Nie gehört. Klar, die beiden Worte, Gesicht und Workout, kenne ich, aber in dieser Kombination? Klimmzüge mit den Gesichtsmuskeln? Ist das gemeint?
Ein Workout mit allem, was unterhalb meines Gesichts liegt, mache ich zwar auch nicht. Aber zumindest habe ich eine Idee, was damit gemeint sein könnte und wie das vonstatten gehen könnte. Theoretisch zumindest.
Ich habe mir folgende interessanteste Aspekte eines Gesicht-Workouts überlegt:
Erstens: Man kann sich mit Grimassen-Schneiden vor dem Spiegel darauf vorbereiten, wie man reagiert in Situationen, in denen eigen einen eigentlich alle Gesichtszüge entgleiten. Wie behalte ich die Fassung? Das kann man vorab trainieren. Ich hab‘s ausprobiert. Funktioniert.
Zweitens: Gesichts-Workout stelle ich mir auch so vor, dass man trainieren kann, die Art von Falten zu bekommen, die man haben möchte. Vielleicht Lachfalten statt Sorgenfalten. Oder eine ernste Miene, wenn man sie für angebracht hält.
In meinen Zeiten als Gemeindepfarrer, ist schon einige Jährchen her, habe ich Letzteres mal eingeübt. Folgendes Bild hing im Schaukasten und lud mit Nachdruck zu meinen Gottesdiensten ein:
Ich hab‘s ausprobiert. Funktioniert.
Euer Gunter Schmitt