Aktuelles Pfalz hautnah erlebt: Weinprobe für Besuch aus Papua

Pfalz hautnah erlebt: Weinprobe für Besuch aus Papua

Gemeinsame kulturelle und religiöse Erfahrungen teilen

In 14tausend Kilometern Entfernung, mitten im südlichen Pazifik und Teil eines größeren indonesischen Archipels, liegt Papua, welches nicht mit Papua-Neuguinea verwechselt werden darf, da es eine eigenständige Region von Indonesien ist.

Diese Region ist bekannt für ihre kulturelle Vielfalt und ihre reiche Geschichte, die sich in den verschiedenen indigenen Völkern und ihren religiösen Praktiken widerspiegelt.

Seit 1855 gibt es in Papua sogar eine eigene Evangelische Kirche. Sie ist eine der Partnerkirchen der Evangelischen Kirche der Pfalz. Solche Partnerschaften ermöglichen es, aus verschiedenen Teilen der Welt voneinander zu lernen und gemeinsame christliche Werte zu teilen.

In der heutigen Zeit ist es keine Seltenheit mehr, dass Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde miteinander in Kontakt treten und kulturelle und religiöse Erfahrungen miteinander teilen, dennoch ist es Aufgrund der Entfernung ein außergewöhnliches Beispiel.

Foto: Claudia Formella

MÖD-Referentin Paulina Kiefhaber und Pfarrer Christoph Krauth haben den Besuch von insgesamt sechs Pfarrerinnen und Pfarrer und zwei Kirchengemeindemitarbeiterinnen der Evangelischen Kirche aus Papua lange geplant.

Da Pfarrer Christoph Krauth immer wieder in Papua arbeitet und die indonesische Sprache beherrscht, ist er vor allem auch als Übersetzer eine große Hilfe bei diesen Begegnungen.

Treffpunkt und Kennenlernen vor der Protestantischen Kirche in Klingenmünster

Ein Wandertag steht an und alle Besucher finden sich in der wunderschönen Südpfalz ein, um Klingenmünster und das Weindorf Gleiszellen zu erkunden. Obwohl es schon September ist, strahlt die Sonne den Herbst noch ein bisschen in die Ferne und zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Pfarrerin Almendra Garcia de Reuter nimmt die Besucher in Klingenmünster herzlich in Empfang und zeigt zusammen mit Kirchenratsmitgliedern voller Stolz die wundervolle Umgebung.

Foto: Claudia Formella
“Ein feste Burg ist unser Gott!” – Martin Luther

Vor der Kirche, die mitten im Ort auf einer kleinen Anhöhe steht, kann man weit hinaus die grün bewachsenen Berge bewundern, in der mittendrin die Burgruine Landeck hervorsticht.

„Ein feste Burg ist unser Gott“, zitiert Pfarrerin Almendra Garcia de Reuter ein Kirchenlied, dessen Text heute Martin Luther zugeordnet wird und damit beginnt der Nachmittag.

Zuerst gibt es einen geführten Rundgang durch die Protestantische Kirche in Klingenmünster, die von außen eher schlicht gestaltet ist, doch von innen erstrahlt. Grund dafür sind die prachtvollen, bunten Kirchenfenster die eine beruhigende geborgene Stimmung verströmen.

Foto: Claudia Formella
Gänsehautgefühl bei spontanen Kirchengesängen

Gerhard Moser, Presbyter der Kirchengemeinde erklärt die Bedeutung verschiedener Bauten der Kirche und deren Geschichte und beantwortet die Fragen der Teilnehmenden. Kurz bevor es weitergeht, wird noch ein besonderes Highlight von den Gästen präsentiert. Es handelt sich um ein Kirchenlied, welches der Besuch aus Papua spontan und in voller Leidenschaft singen. Stundenlang könnte man diesen wundervollen Klängen lauschen.

Foto: Claudia Formella
Wanderung von Klingenmünster ins Weindorf Gleiszellen

Doch der Zeitplan gibt vor, dass es weitergeht in den Nachbarort Gleiszellen, der zur Kirchengemeinde Klingenmünster gehört. Der Weg ist teilweise recht steil, durch Wohngebiete und einem angrenzenden Waldstück. Der Boden knistert unter den Füßen, von herabgefallenen kleinen Ästen und der Duft von Herbst liegt in der Luft.

Oben angekommen stehen wir mitten in den Weinbergen, voll behangen mit grünen, dunkelroten und blauen Trauben, die aber noch viel zu sauer sind, um sie zu genießen. Auf einer kleinen Wiese tummeln sich Apfelbäume die prächtig behangen sind und zum Probieren regelrecht einladen.

Foto: Claudia Formella

Doch die Delegation muss weiter, denn in Gleiszellen erwartet sie noch eine weitere Überraschung. Angekommen, liegt der Ort ruhig und beschaulich inmitten der Weinberge. Viele Wanderer und Radfahrer kreuzen den Weg, denn rundherum gibt es einmalige Pfade zu erkunden. Je tiefer es über die alten Kopfsteinpflaster in das 450 Seelendorf geht, desto verwunschener sieht es aus.

Foto: Claudia Formella

Alte, wunderschön erhaltene Fachwerkhäuser säumen die Gassen. Blumenoasen in den Vorgärten werden bewundert und fotografiert. Während das alljährliche Weinfest Abends seine Tore öffnet, werden noch schnell die Stände und kleinen Läden begutachtet, bis sie plötzlich, wie aus dem Nichts vor uns steht, die Evangelische Kirche von Gleiszellen.

Foto: Claudia Formella
Gemeinsame Predigt und ein außergewöhnliches “Vater unser”

Die Türen öffnen sich und die angenehme Kühle lässt alle kräftig durchatmen. Pfarrerin Almendra Garcia de Reuter und Pfarrer Resly Birahy halten auf Deutsch und Indonesisch eine Predigt, dann wird gesungen und das „Vater unser“ gebetet und zwar in der Sprache, die jeder für sich erwählt hat. Ein wundervoller Chor verschiedener Wörter hallt durch die Kirche.

“Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott!” – Martin Luther

Der Tag ist aber noch nicht vorbei. Wer in die Pfalz kommt, sollte es auf gar keinen Fall verpassen, ein paar köstliche Tropfen zu genießen. Daher gibt es im Anschluss noch eine Weinprobe mit Gerhard Moser; er ist nicht nur Presbyter der Kirchengemeinde, sondern auch Kultur- und Weinbotschafter.

Foto: Claudia Formella

Vom edlen Weiß- und Roséwein bis hin zum Muskateller, werden die besten gekelterten Trauben aus der Gegend präsentiert. Wer keinen Alkohol trinkt, wird mit köstlichem Traubensaft oder Wasser versorgt.

Es wird viel gelacht, gesungen und geredet und je weiter die Sonne den Horizont verlässt, verabschiedet sich ganz langsam, einer nach dem anderen.

Jeder für sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht und der Gewissheit, dass der heutige Tag eine einzigartige Gelegenheit war, die Vielfalt der religiösen Traditionen kennenzulernen und dabei auch die Bande der Gemeinschaft und des Verständnisses zwischen den Kulturen zu stärken.

Foto: Claudia Formella